Geschichtliche Entwicklung
Dieses Objektiv kann auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken. Im Jahr 1927 entwickelte Willy Merté auf der Grundlage zweier asymmetrischer Gauß-Linsen ein innovatives Objektiv zur Projektion von Kinofilmen und konstuierte darauf aufbauend mehrere bedeutende Foto-Objektive, darunter das Biotar 58mm f/2.0. Seine Ideen waren für die nächsten Jahrzehnte richtungsweisend. Merté vertrat die Meinung, dass er damit sogar Objektive mit einer Lichtstärke von f/1.5 konstruieren kann. Wegen des erforderlichen Platzes für den Spiegel der Kamera und des notwendigen Bildkreises für den 35mm-Film konnte er dieses Ziel mit den damals vorhandenen Gläsern nur für Brennweiten ab 75mm erreichen. Schließlich patentierte er 1938 das Biotar 1.5/75, wovon einige tausend Exemplare gebaut wurden, bis die Produktion wegen des 2. Weltkriegs unterbrochen wurde [1 2 🔗].
Nach dem 2. Weltkrieg gelangten die Konstruktionspläne in die Sowjetunion. Dort brachte man das Helios-40 mit einer Lichtstärke von f/1.5 und einer Brennweite 85mm heraus. Es gilt als gesichert, dass das Helios-40 eine maßstabsgetreue Vergrößerung des Biotar 1.5/75 ist, wobei möglicherweise eine Anpassung auf einheimische Gläser vorgenommen wurde. Für diese Theorie spricht auch der unnötig große Bildkreis. Man wollte in der Sowjetunion offenbar ein lichtstarkes Objektiv mir der typischen Portraitbrennweite von 85mm. Das Helios-40 wird bis heute(!) in Krasnogorsk (Russland) produziert [Werbung wegen Nennung] [3 4 🔗].
In den 1980er Jahren wollte man in der Sowjetunion ein neues Nachtsichtgerät für die Rote Armee entwickeln. Hierzu benötigte man ein lichtstarkes Objektiv und man entschied sich, das Helios-40 ohne Blende zu nutzen. Es wurde Anfang der 1990er Jahre unter der Bezeichnung Cyclop H3T eingeführt und nach wenigen Jahren wieder aufgegeben. Es ist nicht klar, ob die Vergütung der Linsen für die militärischen Anforderungen an ein Nachtsichtgerät verändert wurden. Das Cyclop H3T wurde mit M42 gebaut, so dass eine Adaptierung einfach ist [5 6 7 8 🔗].
Die Abkürzung „H3T“ besteht aus einem kyrillischen „N“, einem Zischlaut, der in etwa mit dem deutschen „ß“ vergleichbar ist und zumeist für die Ziffer „3“ gehalten wird, und einem kyrillischen „T“. Trotzdem wird die Bezeichnung üblicherweise als „Cyclop Ha-drei-te“ verstanden.
Sehr gut erhaltene Exemplare des Biotar 1.5/75 kosten an die 2000€, frühe Exemplare des Helios-40 bringen es oft auf über 600€ und mehr. Das Cyclop H3T ist für unter 200€ erhältlich, dafür muss man aber mit einer festen Blende von f/1.5 leben.
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