Altglas: Yashica DSB 2.0/55, DSB 1.9/50, ML 1.7/50

Meyer Görlitz Domiplan 50mm f/2.8 Weinglas Bokeh

Altglas: Yashica DSB 2.0/55, DSB 1.9/50, ML 1.7/50

Meyer Görlitz Domiplan 50mm f/2.8 Weinglas Bokeh

Geschichtliche Entwicklung

Der japanische Hersteller Yashica war von 1949 bis 1983 aktiv.  Nach der Übernahme durch Kyocera wurden noch bis 2005 Produkte unter dem Markennamen Yashica hergestellt [1 🔗].  Analoge 35mm-Kameras und dazugehörige Objektive bildeten dabei ein sehr wichtiges Marktsegment.

Im April 2024 fand ich auf einem Flohmarkt das Yashica ML 1.7/50 und das DSB 1.9/50, die ich zusammen günstig kaufen konnte.  Beide Objektive waren solide verarbeitet und in einem sehr guten Zustand.  Anfang Mai 2024 fand ich schließlich ein sehr gut erhaltenes Yashica DSB 2/55 für 15€.  Ich griff ich sofort zu.  Der Fokusring ist etwas klapperig, was sich anscheinend nicht auf die Optik auswirkt.

Die Blendenringe rasten jeweils bei Offenblende und in vollen Schritten bis f/16 ein (außer das DSB 1.9/50 bei f/2), wobei man aber auch Zwischenwerte einstellen kann.  Der optische Aufbau der beiden DSB-Objektive mit 6 Linsen in 4 Gruppen ähnelt sehr stark dem Helios-44 bzw. Biotar 2/58 [6 7 8 🔗].  Es handelt sich jedoch nicht um Kopien bzw. maßstabgetreue Verkleinerungen des Helios-44, da das Schnittmaß (der Abstand von der hinteren Linse zum Brennpunkt) deutlich größer ist.  Das ML 1.7/50 ist ähnlich aufgebaut, allerdings wurde das vordere Gaußglied nicht mehr verkittet und es hat somit 6 Linsen in 5 Gruppen.

Alle drei Objektive haben nur 6 Blendenlamellen. Bei allen drei Objektiven ist es auch an der Canon DSLR möglich, auf unendlich zu fokussieren.

Yashica DSB 2.0/55 Weinglas Rotwein Bokeh

Galerie zum Yashica DSB 2.0/55

Galerie zum Yashica DSB 1.9/50

Galerie zum Yashica ML 1.7/50

Fazit

Ich testete zunächst die beiden DSB-Objektive.  Angesichts des schlechten Rufes und der niedrigen Preise war ich von den Objektiven, insbesondere von der Schärfe bei Offenblende und dem Bokeh, sehr beeindruckt.  Innerhalb meiner Sammlung gehören das Yashica DSB 2/55 und das DSB 1.9/50 zu den Objektiven mit den besten Leistungen bei Offenblende. 

Nicht nur der Aufbau, sondern auch das Bokeh, ähneln dem Helios-44 (Biotar 2/58) sehr stark.  Im Gegensatz zu den Russen, die Mertés Konstruktion bis 1999(!) unverändert produzierten, haben die Japaner den Aufbau systematisch weiterentwickelt.  Ich kann nicht verstehen, warum um die Helios-44-Objektive ein riesiger Hype mit unverhältnismäßigen Preissteigerungen besteht, während die Yashica DSB 2/55 und 1.9/50 im Schatten stehen und preislich verramscht werden.  Ich sehe diese beiden Objektive definitiv als die besseren Helios-44.  Sie produzieren kräftigere Farben und stärkere Kontraste.  Allerdings ergeben sich auch einige Nachteile, insbesondere aus dem C/Y-Bajonett:

  • Die Adapter für das C/Y-Bajonett sind teurer als die Adapter für M42, wodurch sich die niedrigeren Preise für die Yashica’s etwas relativieren.
  • Um die Naheinstellgrenze von ca. 50cm zu unterschreiten, benötigt man einen Zwischenring von 6 bis 8mm Dicke.  Für M42 werden derartige Zwischenringe massenhaft günstig angeboten.  Zwischenringe für C/Y habe ich nur ab 13mm gesehen.  Man kann natürlich auch Zwischenringe der eigenen Kamera verwenden, aber für Canon-EF sind diese unter 12mm nicht erhältlich.  Damit ist jedoch ein Fokussieren über 30cm nicht möglich.  Folglich kann man im Bereich von 30 bis 50cm nicht fokussieren.  Das Problem scheint mir aber mit Basteleien durchaus lösbar.
  • Bereits beim leichten Abblenden bilden sich sechseckige Muster.  Beim Helios-44 gibt es frühe Modelle mit 8 oder mehr Blendenlamellen.  Allerdings fotografiert man hier ohnehin meist bei Offenblende, wo die Zahl der Blendenlamellen keine Rolle spielt.
  • Aufgrund der geringeren Brennweiten ist die Hintergrundunschärfe, trotz gleicher Lichtstärke, etwas geringer als beim Helios-44.

Die Nachteile wiegen nicht schwer, so dass ich das Yashica DSB 2/55 und das DSB 1.9/50, insbesondere als preiswerte und bessere Alternative zum Helios-44, sehr empfehlen kann.

Mit dem ML 1.7/50 habe ich zunächst gehadert.  Ich hatte das Objektiv am APS-C-Sensor zumeist auf die kürzeste Distanz von ca. 50cm fokussiert und Blüten fotografiert.  Die Fotos hatten zwar sehr schöne Bokeheffekte, allerdings fehlte Schärfe am Motiv.

Das Problem liegt in der Konstruktion des Objektivs.  Wenn Hersteller damals ein 50mm-Objektiv für Kleinbildformat entwickeln wollten und dabei Platz für den Spiegel der DSLR lassen mussten, dann griffen sie gern auf die Konstruktion von Willy Mertés Biotar mit 6 Linsen  zurück.  Mit dieser Konstruktion kann man unter den genannten Voraussetzungen gute 50mm-Objektive mit einer Lichtstärke von f/2 bauen.  Wenn man eine höhere Lichtstärke haben möchte, dann muss man entweder mindestens eine weitere Korrekturlinse einsetzen oder man muss deutliche Qualitätsverluste bei Offenblende hinnehmen.  In vielen Fällen haben es Hersteller aus Kostengründen bei 6 Linsen belassen und Qualitätsverluste in Kauf genommen.  Dies betrifft insbesondere das Pentacon 1.8/50, aber auch das Takumar 1.8/55.  Das Pentacon 1.8/50 ist bei Offenblende unscharf, das Takumar 1.8/55 ist bei Offenblende nur im mittleren Entfernungsbereich scharf.

Wegen des Konkurrenzdrucks haben die Hersteller in den 1970er Jahren versucht, die Lichtstärke der 6-linsigen Konstruktion über f/1.8 hinaus zu erhöhen.  Durch die neue Mehrschichtvergütung konnte man zusätzliche Glas-Luft-Übergänge zulassen und das vordere Gaußglied trennen, was den Konstrukteuren bei den inneren Radien der 2. und 3. Linse zusätzliche Möglichkeiten eröffnete.  Diese Entwicklung führte z.B. zum Konica Hexanon Ar 1.7/50, zum SMC Pentax-A 1.7/50 und auch zum Yashica ML 1.7/50.

Die Leistungen des Objektivs sind fragwürdig.  Bei Offenblende ist die Schärfe im Nahbereich schlecht, was man vor allem am APS-C-Sensor bemerkt.  Am Vollformat ist die Schärfe in der Bildmitte akzeptabel, lässt aber zum Rand hin sehr stark nach.  Bei Landschaften ist die Schärfe bei Offenblende katastrophal.  Im mittleren Entfernungbereich kann man jedoch sehr schöne Fotos machen und das Bokeh zur Geltung bringen.  Man bemerkt deutlich das interessantere Bokeh und die größere Hintergrundunschärfe im Vergleich zum DSB 2.0/55 und DSB 1.9/50.  Diesbezüglich ist das ML 1.7/50 sogar etwas besser als das Helios-44.  Ansonsten gelten die obigen Probleme auch für das ML 1.7/50.

Ich würde zum Kauf eines ML 1.7/50 nur dann raten, wenn man es als Schnäppchen bekommt.  Die Stärken des Objektivs liegen nur im mittleren Entfernungsbereich und im Nahbereich bei mittigen Motiven.

Das ML 1.4/50 soll wesentlich besser sein, darin hat Yashica eine zusätzliche Korrekturlinse verbaut.  Es ist allerdings auch deutlich teurer als das ML 1.7/50 und ich habe im Moment nicht vor, es zu testen.

Ob die drei Yashica’s einen festen Platz in meiner Fotografie bekommen, das muss die Zeit zeigen.  Wenn ich viel Lichtstärke brauche, dann nutze ich gern das Pentax Asahi 1.4/50.  Wenn ich mit f/2.8 oder schwächer fotografieren möchte, dann nehme ich gern ein Tessar 2.8/50.  In der Lücke zwischen f/1.4 und f/2.8 könnten die Yashica’s zum Zug kommen, allerdings ist dort auch das Pentax Asahi 1.8/55.

Quellen: [1 2 3 4 5 6 7 8 9] (externe Links 🔗)