Altglas: Industar 50-2 f/3.5
Altglas: Industar 50-2 f/3.5
Die geschichtliche Entwicklung des Tessars habe ich bereits hier dargestellt.
In den 1950er Jahren brachte die optische Industrie der Sowjetunion mit dem Industar 50-2 ein sehr kompaktes und leichtes 50mm-Objektiv nach der Tessar-Konstruktion mit einer geringen Lichtstärke von f/3.5 auf den Markt. Das Objektiv war für den Massenmarkt im In- und Ausland bestimmt und wurde bis in die 1990er Jahre in immensen Stückzahlen gebaut. Es handelt sich vermutlich um einen Nachbau des Tessars 3.5/50mm, welches vor und nach dem 2. Weltkrieg von Zeiss gebaut wurde.
Ich habe im Sommer 2023 ein Industar 50-2 geschenkt bekommen, was seit über 10 Jahren mein erster Neuzugang mit einer geringeren Lichtstärke als f/2.8 ist. Hier zeige ich einige Aufnahmen:
Fazit: Das Industar 50-2 ist mit knapp 70 Gramm bei weitem das leichteste und kleinste meiner Objektive. Ich war, wie viele andere Fotografen, in Anbetracht des Alters, der geringen Größe und des niedrigen Preises, von der Bildqualität angenehm überrascht, was angesichts der geringen Lichtstärke jedoch nicht verwunderlich ist. Insgesamt ist das Tessar dem Cooke-Triplet des Domiplan überlegen.
Das Industar 50-2 stellt in vielen Situation die Farben recht interessant dar. Die Fotos bekommen einen Hauch von Sepia und wirken klassisch. Vielleicht kann man Effekte erreichen, die man mit modernen Objektiven und Bildbearbeitung nicht realisieren kann.
Die Lichtstärke ist für eine Festbrennweite zu schwach, die Lensflares sind fürchterlich und wegen der großen Naheinstellgrenze muss man viel mit Zwischenringen arbeiten. Dennoch habe ich zeitweise Gefallen an dem Industar 50-2 gefunden. Allerdings wurde dadurch der Wunsch nach einem hochwertigen und lichtstärkeren Tessar geweckt, so dass ich ein Tessar 2.8/50mm von Zeiss kaufte, welches das Industar 50-2 in meiner Fotografie nahezu verdrängt hat.